Der folgende Text entstand in einer Diskussion in der Newsgroup dciwpm, in der um Kritik an einer Website gebeten worden war. Der ursprüngliche Artikel ist unter der ID <3C66DBEC.B9705401@ltrebing.de> nachzulesen (Google sortiert ihn leider nicht in den obengenannten Thread ein – er bezog sich aber direkt auf den Artikel <a46k4j$qj0$05$2@news.t-online.com>); ich habe für die Verwendung auf dieser Seite nachträglich ein paar Anpassungen durchgeführt.
Eine kurze Geschichte des alt-Attributs
<img src="..." alt=" " title="">
Im folgenden werde ich erläutern, wie dieses auf manchen Seiten verwendete Konstrukt für »informationsfreie« Bilder – eigentlich nur eine Verschachtelung verschiedener »Workarounds« – entstand und warum die Variante <img src="..." alt=""> (ohne Leerzeichen im alt-Attribut und ohne title-Attribut) unbedingt vorzuziehen ist.
- Ein Bild, das nur als Dekoration irgendwo steht und keine Information transportiert, braucht keinen Alternativtext (so war es bei HTML 3.2).
- Da die meisten Leute, insbesondere Benutzer von »WYSIWYG«-HTML-Editoren den Alternativtext auch dann weglassen, wenn eigentlich einer nötig wäre, zeigen viele Browser, die die Bilder nicht anzeigen können oder sollen, stattdessen den Dateinamen an, um zumindest die Seiten, bei denen die Dateinamen sinnvoll gewählt wurden, halbwegs nutzbar zu machen.
- Das führt natürlich bei informationsfreien Dekorationsbildchen zu einem ziemlichen Durcheinander. Also kommt man auf die Idee, bei den Bildchen, die wirklich keine Bedeutung haben, alt="" reinzuschreiben. Das funktioniert soweit auch ganz ordentlich: Die Leute, die was davon verstehen, schreiben das alt-Attribut immer hin, die anderen lassen es immer weg. Wenn ein leeres alt-Attribut dasteht, wird das Bild durch nichts ersetzt, wenn keins dasteht, kommt der Dateiname hin (natürlich auch wieder nur je nach Browser).
- Man kommt auf die Idee, das alt-Attribut vorzuschreiben (in HTML 4). Auch die WYSIWYG-Programm-Hersteller kommen zumindest teilweise auf die Idee, diese Vorschrift einzuhalten. Die größtenteils uninteressierten »WYSIWYG«-Programm-Benutzer scheren sich aber weiterhin nicht darum und tragen weiterhin nichts ins alt-Attribut ein. Folge: Die »WYSIWYG«-Seiten sind jetzt wieder unbenutzbar, weil die Bilder durch gar nichts mehr ersetzt werden.
- Manche Browserhersteller (z. B. die von W3M) kommen auf die Idee, dieses Problem zu umgehen, indem bei Bildern mit leerem alt-Attribut genauso wie bei denen ohne alt-Attribut der Dateiname hingeschrieben wird.
- Die geneigten HTML-Seitenbastler kennen W3M und finden es blöd, daß jetzt schon wieder überall die Dateinamen drinstehen. Also wird das alt-Attribut mit einem Leerzeichen gefüllt. W3M zeigt dann einfach das Leerzeichen an, was normalerweise nicht weiter auffällt.
- Der Browser einer bekannten Firma aus Redmond zeigt aber schon seit einiger Zeit den Inhalt des alt-Attributs als »Tooltip« an und tut dies auch weiterhin, wenn kein title-Attribut vorhanden ist. Also schreibt man ein leeres title-Attribut hin.
Je länger ich mich mit dieser Geschichte auseinandersetze, desto mehr kommt sie mir vor wie eine dieser unsäglichen und unsäglich langweiligen Vorabendserien. Und wie es sich für eine unsäglich langweilige Serie gehört, darf man jetzt natürlich auf die superspannende Fortsetzung gespannt sein: Wird das Leerzeichen im alt-Attribut demnächst auch von den »WYSIWYG«-Programmen automatisch gesetzt? Wird der Internet-Explorer 7.0 in seinen Tooltips einfach Dateinamen, alt-Attribut und title-Attribut untereinanderschreiben? Oder kommen die W3M-Leute zuerst auf diese Idee? Verbreitet sich die Unsitte, alt- und title-Attribut zwecks einheitlicher Tooltips mit dem gleichen Inhalt zu füllen, bald auch in der »WYSIWYG«-Fraktion?
Ich glaube, daß das leere alt-Attribut in HTML 4 schon Unfug genug ist. Es ist Zeit, sich zumindest in dieser Sache vom Verhalten einzelner Browser unabhängig zu machen und einfach den Standard einzuhalten, sonst hört dieses unsinnige »Wettrüsten« nie auf.